Katernberg


Seit dem 25.01.1911 wurde die Schreibweise von Katernberg geändert. Früher wurde Katernberg mit C geschrieben. Seit dem 1. August gehört Katernberg zu Essen.

Im Jahre 1540 bestand die Bauernschaft Caternberg aus rund 37 Bauernhöfen. Jetzt gibt es in Katernberg nur noch 2 - 4 Bauernhöfe, bzw. Reiterhöfe.

Ehemalige Bergbaustadtteile haben einen hohen Anteil an Mietwohnungen. Bauernhöfe wurden deshalb abgerissen, um Wohnflächen zu schaffen, für Mehr- und Einfamilienhäuser.

Mit der Zeche Zollverein, Schacht XII entwickelte sich ein neuer Kulturstandort.

In Katernberg gibt es viele Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten. An der Grenze Katernberg zu Gelsenkirchen gibt es einen Park namens Nienhauser Park. Nebenan gibt es ein Freizeitbad. In der Hanielstraße ist eine Turnhalle, ein Sportplatz und ein Beach Volleyballfeld. An der Meerbruchstraße gibt es auch einen Sportplatz.

1889 wurde die katholische Kirche St. Joseph erbaut. Die evangelische Kirche am Markt wurde 1901 eingeweiht.

Katernberg ist durchaus Touristenziel. Hinter dem Förderturm des  Weltkulturerbes beginnt Katernberg, das im Jahr 1150 erstmals erwähnt und1929 nach Essen eingemeindet wird. Mit 24000 Einwohnern ist es heute fast der bevölkerungsstärkste Stadtteil. Auf jeden Fall ist es der jüngste.

Jeder Fünfte ist noch keine 18 Jahre alt. Rund 4000 Ausländer leben hier. Wie viele Nationen sich dahinter verbergen, weiß keiner so genau, viele jedenfalls. Mancher zog vor 30 und mehr Jahren hierher in den Norden, weil es Arbeit gab, weil es preiswerten Wohnraum gab, weil es Menschen aus der alten Heimat gab. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Nur bei der Arbeit mangelt es - wie überall. Die Zahl der Menschen ohne Job ist hier besonders hoch. Viele Familien leben von der Sozialhilfe - seit Jahren schon.

Zehn und mehr Nationen in einer Schulklasse oder in einem Kindergarten sind nicht selten. Manche sehen darin Chancen, andere eher die Probleme. In einigen Jahren, haben Stadtforscher errechnet, werden in Katernberg über 50 Prozent der Kinder aus einem anderen Land stammen. Fakt ist, in keinem anderen Stadtteil arbeiten so viele Gruppen und Institutionen von der Polizei über die Kirchen bis zur Arbeiterwohlfahrt daran, dass das Zusammenleben klappt. Und manchmal hilft auch der türkische Kioskbesitzer mit,  um als Dolmetscher Frieden zu stiften. Die Integrationsarbeit im Stadtteil gehört bundesweit zu den besten. Dieses Lob kam kürzlich vom Bundespräsidenten und heilte manche Wunde, die die Klischees in den "Stadtteil mit besonderem  Erneuerungsbedarf" gerissen haben.  Doch mit dem Frieden klappt es beileibe nicht immer, wie uns Jugendliche auf dem  Marktplatz versichern: "Katernberg ist brutal", sagt Benjamin. Er ist 14 Jahre alt und berichtet wie sein Mitschüler Martin von Überfällen libanesischer Jugendlicher. Er selbst sei schon mal Opfer gewesen. Zu spaßen sei mit denen  nicht. Also macht man eher einen Bogen um sie und widmet sich anderen Dingen. Doch viel für Jugendliche biete der Stadtteil nicht, beklagen Ramona, Sabrina und Natascha. Sie vermissen Freizeitangebote und bedauern, dass man ihnen das Kuhlhoffbad geschlossen hat. "Echt Mist."

 Für viele ist die Gegend Bergarbeiter-Idylle pur. Dabei bietet sie auf den ersten Blick nur Zechenhaus an Zechenhaus, mit Gärten dahinter und Bäumen davor. "Warum ich hier so gerne lebe? Na, weil ich hier ohne Schlips und Kragen herumlaufen kann, ohne dass jemand mich krumm anschaut."  Es gibt in Katernberg eine Reihe solcher ehemaliger Zechensiedlungen. Die Pestalozzi-Siedlung ist auch so ein Prunkstück. Die Häuser sind meist klein, die Grundstücke groß. Nicht selten grenzt ein Neubauviertel direkt daran. Katernberg hat sich weiterentwickelt. Heruntergekommene Gegenden finden wir nicht. An den Einkaufsstraßen gibt es fast alles zu kaufen für den täglichen Bedarf. Die Preise sind günstiger als im Süden. Bräunen ab zwei Euro steht auf einem Schild. Bereichert wird das Angebot durch etwa zehn Buden. Eine höhere Trinkhallendichte gibt es nirgendwo. Sie bieten vom Bonbon bis zum kleinen Frühstück fast alles. "Wir haben Kinder wie ältere Leute als Stammkunden", sagt Anita Anastasiadis, die mit ihrem Mann, einem Griechen, die Trinkhalle am Distelbeckhof betreibt. Warum sie in Katernberg lebt? "Man fühlt sich mit so vielen hier verbunden."

  Wohin man auch in Katernberg abbiegt, Relikte des Industriezeitalters sind nie fern. Über das Weltkulturerbe sind die Katernberger froh, auf das Existenzgründerzentrum "Triple Z" sogar etwas stolz. Auch dieses Zentrum steht  auf Zechenboden. Jahr für Jahr haben sich kleine und kleinste Firmen angesiedelt. 51 Jungunternehmer sind es. Eine beachtliche Zahl von Arbeitsplätzen ist so entstanden. An die 220 bisher. Gerade im von Arbeitslosigkeit geplagten Katernberg war das wichtig. Viele wie das SPD-Urgestein und  Triple-Z-Aufsichtsratsvorsitzender Werner Dieker haben sich hier verdient gemacht.

 Bleiben wir auf der Industrieroute und biegen beim Bürger- und Handwerkerpark  ein. Auch hier lebt ein ehemaliger Zechenstandort auf. Alte Hallen sind saniert wie der schicke Förderturm, der alles überragt. Nebenan ist ein Betreuungsheim für  Senioren entstanden. Gegenüber haben Kinder im Erfahrungsfeld der Sinne ihren Spaß. Die Einrichtung von Hugo Kükelhaus ist einer der Anziehungspunkte, den der Stadtteil Touristen anbietet.

 Überhaupt ist der Stadtteil neben Stoppenberg und dem Baldeneysee das Touristenziel der Stadt. Eine eigene Agentur, Zollverein Touristik, baut Zug um Zug diesen Wirtschaftszweig aus, stellt Touren auf Industriepfaden zusammen,  vermittelt aber auch Übernachtungsmöglichkeiten. "Bed & breakfast" in Katernberg ist keine Ausnahme mehr. Es sind zum Teil ehemalige Bergleute, die heute hinter der Halde ein Zimmer vermieten. Wer hier absteigt, bekommt meist mehr als Bett und Frühstück mit Marmelade und Ei. Es gibt Geschichten und Geschichte. Und wer jetzt noch mehr über Katernberg erfahren will, kehre dort einfach mal ein.

(Quelle: WAZ, Gesichter der Stadt, Andreas Heinrich)        zurück